Mainz im August 2007
Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
und das Institut für Europäische Geschichte Mainz trauern um
Professor Dr. theol. Gerhard May
Universitätsprofessor für Kirchen- und Dogmengeschichte
Direktor der Abteilung Abendl. Religionsgeschichte des Instituts für Europäische Geschichte
* 7.11.1940 in Cilli (Celje) † 8.8.2007 in Wien
Gerhard May, 1940 geboren in der Untersteiermark im damaligen Jugoslawien (heute Slowenien), kam 1944 als jüngster Sohn des neu berufenen Bischofs der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Österreich nach Wien. Hier wurde er nach seinem Studium der evangelischen Theologie, das ihn auch nach Heidelberg und Basel geführt hatte, im Jahre 1964 mit einer Untersuchung unter dem Thema „Gregor von Nyssa und der Abschluß des trinitarischen Dogmas“ zum Dr. theol. promoviert. Im Jahre 1972 erfolgte die Habilitation in München mit seiner bald darauf auch ins Englische übersetzten Studie „Schöpfung aus dem Nichts. Die Entstehung der Lehre von der creatio ex nihilo“. Vorangegangen waren nicht nur ein ertragreicher Forschungsaufenthalt in Oxford, sondern auch die Ordination zum Pfarrer der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Österreich. Das Arbeiten in einem wissenschaftlichen Umfeld, das höchste Ansprüche an das eigene Schaffen sowie die interdisziplinäre Kompetenz stellt, und zugleich die Einbindung in eine Atmosphäre, die auf Umsetzung dessen im kirchlichen Praxisbezug drängt, haben sein Leben und Wirken als Hochschullehrer tief geprägt. Von 1979 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2005 gehörte er dem Fachbereich Evangelische Theologie der Johannes Gutenberg-Universität an. Ehrenvolle Rufe – 1988 an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und 1991 an die Ludwig-Maximilians-Universität München – lehnte er ab. Von 1994-2004 versah er, neben seinen Aufgaben als Lehrstuhlinhaber, das Amt des Direktors der Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte am Institut für Europäische Geschichte, einer außeruniversitären Forschungseinrichtung des Landes Rheinland-Pfalz, wo er seine weit über die Patristik hinausreichenden wissenschaftlichen Interessen impulsgebend einbringen konnte und für den interdisziplinären Dialog mit der Abteilung Universalgeschichte fruchtbar zu machen verstand. Sein besonderes wissenschaftliches Interesse galt der Aufarbeitung der Begegnung von antikem Denken und christlicher Theologie sowie der Kirchen- und Reichspolitik des ausgehenden vierten Jahrhunderts. Daneben hat er durch seine schon früh in Angriff genommenen Forschungen zu Markion der aktuellen Gnosis-Forschung entscheidenden Auftrieb gegeben. Sein Interesse an internationalem wissenschaftlichen Austausch machte ihn für viele zu einem interessanten Gesprächspartner. Kollegen, Studierende und Stipendiaten schätzten seine zugewandte, ruhige Art sowie seine historisch stets fundierte, lebendige Erzählfreude. Seine früh einsetzende schwere Krankheit hinderte ihn an der Verwirklichung vieler Pläne in Forschung und Beruf und zwang ihn zu einem vorgezogenen Ruhestand. Wir haben in Gerhard May einen engagierten theologischen Lehrer und anerkannten Wissenschaftler verloren. Seine Beerdigung hat am 28. August 2007 in Wien in engem Familien- und Kollegenkreis stattgefunden. Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität und das Institut für Europäische Geschichte werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Horn
Dekan der Evangelisch.-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Prof. Dr. Irene Dingel
Direktorin des Instituts für Europäische Geschichte (Abteilung Abendländische Religionsgeschichte)
Professur für Kirchen- und Dogmengeschichte
(Schwerpunkt: Alte Kirche)